Sie bringen Hightech in den Bienenstock
Eine Wachsplatte mit Heizung löst das grösste Problem der Bienenzucht. Die Köpfe hinter Vatorex: Willi und Pascal Brunner. Ein Vater-Sohn-Gespann mit Honig in den Adern.
Im T-Shirt, ganz ohne Schutzkleidung, öffnet Willi Brunner, 63, das Holztürli zu einem seiner Bienenvölker. Tausende summende Bienen lassen sich nicht beirren und arbeiten fleissig weiter – nur zwei, drei fliegen neugierig heraus. Hunderte Male wurde Brunner schon gestochen. «Ich spüre überhaupt nichts mehr», sagt er und lacht.
Auch Sohn Pascal Brunner, 30, zieht unerschrocken eine Wabe mit Hunderten von Tierchen aus dem Stock. Kein Wunder, die beiden Winterthurer kommen aus einer echten Imkerfamilie, stehen schon in der dritten und vierten Generation vor den Bienenstöcken. «Ich hatte mein erstes Volk mit zehn Jahren», sagt Willi Brunner stolz. «Wegen der Bienen studierte ich als junger Mann Biologie. Jetzt, kurz vor meiner Pension, habe ich meinen Job an den Nagel gehängt und bin zu ihnen zurückgekehrt.» Und zwar, um sie zu retten.
Der schlimmste Feind der Bienen ist die 1,6 Millimeter kleine Varroamilbe. Sie ist hauptverantwortlich für das Bienensterben. Der Parasit nistet sich in den Stöcken ein, saugt Larven aus, verbreitet Viren und kann ganze Völker ausrotten. «Um die Milbe zu töten, müssen die Imker Chemie einsetzen», sagt Willi Brunner. «Aber das schadet auch den Bienen und ist mit ein Grund fürs Bienensterben.»
Dieses Problem wollten er und sein Sohn lösen. Als Pascal Brunner vor fünf Jahren das Sport-Studium an der ETH abschliesst, entwickeln sie mit Elektroingenieur Renato Cortesi, 36, eine Technik, um die Milbe mit Wärme zu bekämpfen. «Sie funktioniert wie eine Bodenheizung für die Bienenbrut», sagt Pascal Brunner. «Wir arbeiten Heizdrähte direkt in die Wachsmittelwand ein und erwärmen die Brutwaben alle 16 Tage für jeweils drei Stunden auf 42 Grad. Das tötet die Parasiten, schadet aber den Bienen nicht.» Zudem haben sie eine App entwickelt, die dem Imker hilft, die Brutentwicklung und das Verhalten der Königin zu verstehen, und somit seine Arbeit erleichtert.
Ihre Erfindung ist ein voller Erfolg. Sie verkaufen sie heute bis nach Neuseeland, auch an professionelle Imkereibetriebe. Inzwischen arbeiten sieben Personen für die Firma. Dass Willi Brunner nur wenige Jahre vor der Pension noch ein Start-up mit gründete, sei eine «grandiose Idee» gewesen. «Ich hätte nie gedacht, dass ich noch so spannende letzte Jahre in meiner Berufskarriere erlebe.»